Lahmheit aufgrund arthrotischer Veränderungen

Auf einem Wanderritt erwähnte eine Frau, dass ihr Pferd seit einiger Zeit vorne links lahm gehe. Sie hatte bereits einen Röntgentermin im Tierspital. Ich bot an, ihr Pferd – basierend auf der fundierten Diagnose des Tierspitals – homöopathisch zu behandeln. Vom Tierspital aus rief sie mich an und sagte, ihr Pferd habe eine ganz schlimme Diagnose: Arthrose am linken Vorderbein und zudem „kissing spines“ (eine arthrotische Veränderung der Dornfortsätze). Die Veterinäre des Tierspitals empfahlen, das Pferd sofort einschläfern zu lassen. Ich bat sie, ihr Pferd zu verladen und – unbehandelt (um die ursprünglichen Symptome zu erhalten) – wieder nachhause zu bringen. Am Tag darauf untersuchte ich das Pferd und machte die homöopathische Erstanamnese. Betreffend die akute Lahmheit zeigten sich klare Modalitäten: die Lahmheit war schlimmer am Anfang der Bewegung und besserte sich mit kontinuierlicher Bewegung, Kälte verschlimmerte die Beschwerden und Wärme tat dem Pferd gut. Bei Regenwetter benötigte das Pferd sogar im Sommer eine Decke, so die Besitzerin. Auf der Gemütsebene zeigten sich keine Auffälligkeiten, ausser eine Neigung zu starken Reaktionen auf „ungerechte“ Behandlung. Nun war also zuerst das Akutmittel mit diesen typischen Modalitäten angezeigt. Ich gab es in der Potenz C200.

Was nun folgte, war wie in einem homöopathischen Bilderbuch: am zweiten Tag nach der Mittelgabe lahmte das Pferd am linken Vorderbein noch stärker (Erstverschlimmerung), worauf es tags darauf keine Lahmheit mehr zeigte. Am 4. Tag nach Mittelgabe erschien eine Schwellung am Rücken – genau über dem Bereich der Wirbelsäule, in dem die „kissing spines“ diagnostiziert wurden. Die Schwellung wurde am nächsten Tag zudem warm – eine akute Entzündungsreaktion, d.h. die chronische Erkrankung wurde damit für einige Tage akut – eine schmerzliche, aber im Hinblick auf die Heilung sehr positiv zu wertende Reaktion! Gleichzeitig erschienen am Bauch und am Hals des Pferdes grosse Pusteln, die teilweise honigfarbenes Sekret absonderten. Die Heilung verlief also erfreulicherweise von innen nach aussen.

In den nächsten Wochen war keine Lahmheit mehr feststellbar, das Pferd war sehr aufmerksam und zeigte echte Lebensfreude. Es wurde im Schritt an der Doppellonge im Gelände „gefahren“. Der Besitzerin fiel auf, dass das Pferd die Schultern nun gleichmässig bewegte, während vor der Behandlung immer eine leichte Unregelmässigkeit zu beobachten war. Die Schwellung am Rücken ging nach einer Woche zurück und das Pferd wurde nun auch wieder (im Schritt) geritten. Erst einen Monat nach der ersten Gabe des Mittels zeigte das Pferd wieder eine leichte Lahmheit am linken Vorderbein und das Mittel wurde wiederholt.

Der Heilungsverlauf zeigt, dass die chronische Erkrankung dieses Pferdes – zumindest zum grossen Teil – heilbar ist, denn es gab eine starke Erstreaktion, gefolgt von einer Besserung, die einen ganzen Monat anhielt. Dies ist eine Wirkungsdauer, die in einem solchen Fall als adäquat angesehen werden kann. Es ist zu erwarten, dass die Heilung nach der nun erfolgten zweiten Gabe des Mittels wieder ein Stück weiter fortschreitet. Wenn die Besitzerin das Pferd während der nächsten Wochen bis Monate weiterhin schonend bewegt, genau die Symptome und den Gemütszustand des Pferdes beobachtet, regelmässig Rückmeldung gibt und keine Symptome unterdrückt, dann besteht die berechtigte Hoffnung, dass das Pferd in einigen Monaten wieder gesund und belastbar sein wird.